Nachdem die Grundfinanzierung für die Sanierung des Gasthauses zum Weissen Rössli in Mettmenstetten Ende Juli mit gut 2 Mio. Franken erreicht worden ist, haben nun die Genossenschaftsmitglieder dem Kauf der Liegenschaft zugestimmt. Die Neueröffnung ist im Oktober 2022 geplant.

Artikel aus dem Anzeiger Bezirk Affoltern, verfasst von Werner Scheiter

Von den zurzeit 242 Genossenschafterinnen und Genossenschafter kamen am Montag 77 zur ausserordentlichen Generalsversammlung. Und sie erfreuten sich zu Beginn eines von der Hochschule Luzern gedrehten Films, der das facettenreiche «Rössli» von seiner besten Seite zeigte. Das über 550-jährige Gasthaus kann nun weiter bestehen. Ende Juli 2021 konnte die zwei Jahre dauernde Finanzierungsphase abgeschlossen werden. Von Genossenschaftsmitgliedern, Crowd-Funding und Fenstersponsoren kamen bis dato 2,075 Mio. Franken zusammen – das Finanzierungsziel ist erreicht.

Haupttraktandum der von Präsident Markus Tschan geleiteten ausserordentliche GV bildet der Antrag eines Kaufs der Liegenschaft durch die Genossenschaft. Nach ausführlicher Diskussion lehnten die Mitglieder einen Antrag ab, den Kaufvertrag erst dann zu unterzeichnen, wenn die Gesamtfinanzierung «steht». Freilich könne man mit der Planung jetzt weiterfahren; die aufgelaufenen Planungskosten müssen die Genossenschafter tragen, falls eine Finanzierung letztlich nicht zustande komme, hiess es aus der Versammlungsrunde. Dieses Begehren scheitere deutlich; die Versammlung stimmte der sofortigen Unterzeichnung des Verkaufsvertrages zu. Somit ist es möglich, die Planung verzögerungsfrei fortzusetzen.


An der Generalversammlung stimmten die Genossenschafter*innen über die Anträge ab.

Finanzierung realisierbar

Die Gesamtkosten für Renovation und Umbau belaufen sich auf 4 Mio. Franken. Die Genossenschaftsmitglieder haben dem Baukredit bei zwei Enthaltungen zugestimmt. Laut Mike Weber, Vorstandsmitglied und Architekt, stellen die Baukosten mit rund 3,5 Mio. Franken den Hauptposten dar. «Es ist keine Luxus-Sanierung geplant. Allenfalls werden wir auch gewisse Massnahmen weglassen», stellte er klar. Hier habe man eine Reserve von rund 15 Prozent «eingebaut», weil es sich um ein altes Gebäude handle. Laut Priska Wyser, im Vorstand für Finanzfragen zuständig, laufen noch Verhandlungen mit drei Banken. Alle hätten signalisiert, dass eine Finanzierung machbar sei. Diese Fragen will man bis Ende Jahr geklärt haben. Für eine exakte Kostenrechnung habe man Fachplaner beigezogen und sehr vorsichtig mit einem Hypothekarzins von 3 Prozent gerechnet. «Auch deshalb sind wir sehr zuversichtlich», füge die Finanzexpertin bei. Sodann können Fördergelder vom Kanton erwartet werden.

Mit Aussenlift

In der vor einem Jahr erteilten Baubewilligung war noch ein Innenlift vorgesehen. Die Genossenschaft hat sich dann für einen Aussenlift entschieden und dazu ein Abänderungsgesuch gestellt. Worauf die Denkmalpflege Rekurs eingereicht. Diesen hat die Genossenschaft ans Baurekursgericht weitergezogen, das nach einem Augenschein das Ja zu einem Aussenlift signalisiert hat, weil das keinen grösseren Eingriff in die Substanz darstelle als eine Innen-Variante. «Wir verhandeln nun mit der Denkmalpflege über einen Schutzvertrag, um Rechtssicherheit zu erreichen», sagte Mike Weber.

«Übergangsbeiz» und Mitwirkungsprozess

Nach dem Kaufentscheid werden nun die Verträge mit der Besitzerin Vreni Spinner und den Mietern ausgefertigt. Nach den Worten von Markus Tschan steigt im alten Saal am 9. April 2022 der «Rössliball»; der Baustart erfolgt im Mai 2022. Die Neueröffnung ist im Oktober 2022 geplant. Während der Bauphase ist eine von Wirtin Vreni Spinner geleitete «Übergangsbeiz» geplant, die – je nach Bauarbeiten – mit Einschränkungen verbunden ist.

Welche Bedürfnisse bestehen an das neue «Rössli»? Diese Frage soll laut dem für Kommunikation zuständigen Vorstandsmitglied Miro Hegnauer in einem Mitwirkungsprozess geklärt werden. Die Erarbeitung eines Konzepts erfolgt im Dezember 2021; die Bevölkerung soll im Rahmen einer Online-Mitwirkung im Januar 2022 Ideen einbringen können. Die Pächtersuche erfolgt in diesem Winter gemäss einem Anforderungsprofil.

Vreni Spinners Schlusswort: «Es ist ein grosser Meilenstein!»

Zurück zur Übersicht